Die wichtigsten Aufgaben der religiösen Autoritäten/Geistlichen
Sie dienen nach der alevitischen Lehre aus Liebe zu Gott den Menschen, sowie zur Erhaltung der Schöpfung und Pflege, und den Schutz des Weges.
Sie sollen Menschen helfen, diesen Weg unbeirrt zu gehen. Dies setzt eine stabile Persönlichkeit des Lehrenden und Lernenden voraus. Die Geistlichen, mit starker Persönlichkeit und gefestigtem Glauben, sollen die Persönlichkeit von Einzelnen auf dem Weg zur Wahrheit und Glückseligkeit gemäß der Lehre “4 Tore und 40 Stufen“ des Pfades stärken.
Sie sollen Menschen unterstützen, nicht regelzentriert und hartherzig mit den Glaubensgrundsätzen umzugehen, sondern sinn- und vernunftorientiert. Ein Weg ohne Wissen, Verstand und Mitgefühl führt nach Haci Bektas Veli zum Verderben.
Sie sollen die emanatistische Schöpfungslehre der alevitischen Islamauffassung verständlich veranschaulichen, d. h. den einen einzigen Gott als Urquelle alles Seienden und Denkbaren lehren. Denn Alevitentum vertritt keine polytheistische Lehre. Von der Willenskraft und Liebe des einzigen Gottes geht die ganze Vielfalt der Schöpfung hervor:
„Ich war ein verborgener Schatz und liebte erkannt zu werden, so brachte ich die Schöpfung hervor...“ (außer koranisches Wort Gottes)
ER ist in und mit uns: „Ich bin euch näher als eure Schlagader“ (vergl.: Sure 50, Vers 16) .
Die Geistlichen sollen zwischen Glaube und Politik trennen. Glaube ist für Einzelnen und drückt sich in Liebe zu Gott und zu den Menschen sowie zur Schöpfung aus. Für die Taten ist der Mensch alleine verantwortlich, nicht Gott. Sie sollen eine ausgrenzende und unterdrückende Politik im Namen der Religion bzw. Gott nicht akzeptieren. Dies gehört zu Überzeugung im Alevitentum seit der Ermordung von Imam Ali (661 n. Chr.) und der Machtübernahme der Umayyaden. Glaube sollte niemals für die Politik benutzt werden. Nicht zuletzt führt dieses religiöse Verständnis dazu, dass die Aleviten sich mit dem säkularen Staat identifizieren.
Alevitische Geistliche sollen Menschen zur Toleranz, zum ausgrenzungsfreien Zusammenleben und zur Eigenverantwortlichkeit erziehen.
Die geistlichen sollen die Glaubenspraxis in den Gemeinden sichern und die diesbezüglichen Dienste ermöglichen. Zur alevitischen Glaubenspraxis gehören unter anderem folgende Sakrale Handlungen bzw. Festakte; (Erkan’s):
- “Yola İkrar Erkân“ı: Ablegen des Glaubensbekenntnisses vor dem jeweiligen “Pir“ eines “Talib“.[4]
- “Musahiplik ikrar erkânı [5]“ (tr: Yol kardeşliği makamı): Hier legen Müsahib-Paare Gelübte für ihre Pfad-Verbrüderung ab.
- “Sünnet erkânı“ (dt: Grundpflicht der männlichen Beschneidung)[6]
- “Muharrem Erkânı“: Das 12 tägige Fasten, gemäß dem Koran (Sure Bakara 2/183) zusammen mit der Trauer für Imam Hüseyin’s Ermordung in Kerbela.
- “Cem Erkânı“: der alevitische Gottesdienst als gemeinschaftliches Ritual der Aleviten, von einem “Pir“ geleitet
- “Nikah Erkânı“; Die alevitische Trauung von Mann und Frau
- “Doğumda Kırk Erkânı“: Das Gebet für ein Neugeborenes Kind, vierzig Tage nach der Geburt.
- “Hakk’a Yürüme ve Dardan indirme Erkânı“: Die alevitische Bestattung, Das Totengebet und der Abschied im Einvernehmen “Rızalık“.
- “Kurban Erkânı“: Die Opferung, Gottesdient am Opferfest;